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Mehr als nur Plattenbau: Modulares Bauen

von | 18. Okt. 2022

Die Prognose des Deutschen Mieterbundes ist alarmierend: Bis zum Jahr 2025 fehlen in Deutschland 1,5 Million Wohnungen. Wie sich diese Lücke schließen lässt, wirft nicht nur bei Politikern Fragen auf. Modulares Bauen liefert eine mögliche Antwort. 

Neu ist die Modulbauweise nicht. Erste modulare Holzhäuser lassen sich auf das Japan des 12. Jahrhunderts zurückdatieren. Allerdings haben insbesondere die deutschen Plattenbauten der 70er-Jahre dem Modulbau vielfach einen wenig schmeichelhaften Ruf verschafft. Zum Glück ist architektonisch sehr viel mehr möglich.

Abgrenzung zum seriellen Bauen

Kennzeichnend für die Modul- bzw. Elementarbauweise, wie sie vor allem in Österreich genannt wird, ist die Verwendung von vorgefertigten Bauelementen. Einzelne Elemente wie Decken- und Wandteile werden ab Werk in Beton gegossen oder aus Holz vorgefertigt, zum Baugrund geliefert und zu Gebäudekomplexen zusammengesetzt. Die Abgrenzung zur Fertigbauweise ist dabei nicht immer trennscharf.

Die Studie Seriell, modular, leicht – Zukunft Bau? des Kölner Marktforschungsinstitutes abh Market Research in Zusammenarbeit mit Nachrichtenportal Baustoffmarkt definiert Modulbauweise in Abgrenzung zum seriellen Bauen. Demnach steht der Begriff des seriellen Bauens für standardisierte Gebäude mit Typengenehmigung. Sie werden einmal geplant und dann in nahezu identischer Form auf verschiedenen Grundstücken errichtet. Klassisches Beispiel ist das Einfamilien-Fertighaus. Auch wenn es in der Praxis häufig der Fall ist, müssen serielle Bauten nicht zwingend aus vorgefertigten Bauteilen bestehen. Schließlich lässt sich ein Haus nach standardisiertem Bauplan auch Stein auf Stein ganz ohne Fertigelemente errichten.

Modulares Bauen hingegen beschreibt das Zusammensetzen vorgefertigter Gebäudeteile. Diese können seriell gefertigt sein, es kann sich jedoch auch um individuell gefertigte Module handeln. So ist es etwa möglich, dass ein einzelnes Modul wie ein Badezimmer als Raumzelle individuell geplant, gefertigt und nur ein einziges Mal verbaut wird. 

Von Skelett- bis Containerbau

Der kleinste gemeinsame Nenner aller Modulbauten besteht demnach in der Verwendung von vorgefertigten Gebäudeteilen. Dabei kann sich der Grad der Vorfertigung durchaus unterscheiden. Den höchsten Vorfertigungsgrad weist das Bauen mit bezugsfertigen Raumeinheiten auf. Das ist beispielsweise bei der Containerbauweise der Fall. Anbieter liefern einzelne Raumzellen bereits vollständig montiert zum Baugrund. Ein Sanitärcontainer beispielsweise verfügt über Wasseranschlüsse, Elektrik und Gebäudehülle und ist direkt einsatzbereit.

Einen geringeren Grad der Vorfertigung weisen Skelettbauten auf. Hier bildet eine Rahmenkonstruktion aus Holz- oder Stahlstreben die tragende Grundlage des Gebäudes. Dieser Rahmen dient als Halterung für Wandplatten wie beispielsweise Sandwichpaneele. Letztere bestehen in einer Innen- und Außenhülle aus Metall und einem inneren Dämmkern. Mithilfe der Skelettbauweise lassen sich Wand- und Dachflächen in deutlich kürzerer Zeit errichten als Gebäude mit tragenden Wänden.

Ein solches Stahlskelett ist es auch, das die Statik für die ersten Wolkenkratzer zu Beginn des letzten Jahrhunderts in New York liefert. Doch es geht auch kleiner. So handelt es sich bei vielen Büro- und Hallenbauten um Gebäude in Rahmenbauweise.

“Out-Of-The-Box”-Lösung für den Wohnungsneubau

Plattenbauten in der DDR, Flüchtlingscontainer und Interimsgebäude in Containerbauweise tragen wohl dazu bei, dass die Modulbauweise oft mit dem temporären und sozialen Wohnungsbau assoziiert wird. Dabei gilt: Die Modulbauweise kann viel mehr als ihr Ruf. So kommt sie ebenso bei modernen Einfamilienhäusern zum Einsatz. Hier sorgen zumeist Rahmenkonstruktionen aus Holz für das tragende Grundgerüst. Durch die individuelle Anordnung einzelner Module widerspricht die Holzrahmenbauweise dem ihr häufig zugeschriebenen Vorurteil monotoner Architektur.

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Doch auch heute noch ist der Modulbau vor allem im Geschosswohnungsbau verankert. Hier rufen ihn viele Marktbeobachter als die Bauform der Zukunft aus. Der Rückgriff auf vorgefertigte Module ermöglicht es, Gebäude innerhalb kurzer Zeit zu errichten. Durch die zentrale Produktion in Fertigungshallen ist das modulare Bauen weitestgehend wetterunabhängig und dadurch termintreu. Damit könnte die Modulbauweise einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des gerade in den Großstädten vorherrschenden Wohnraummangels leisten.

Nachhaltig und effizient

Zu diesem Fazit kommt auch das Research Paper Chancen und Risiken von seriellem und modularem Bauen am Beispiel des Segments Mikro-Apartments als neuen Trend der Immobilienwirtschaft der Northern Business School. Dem zur Folge sei modulares und serielles Bauen eine Schlüsseltechnologie, um steigende Mietkosten und zunehmende Wohnungsknappheit einzudämmen.

Neben der kurzen Bauzeit adressiert modulares Bauen eine weitere Herausforderung unserer Zeit. So ist die Modulbauweise nachhaltig, da Abfall für den Bau einzelner Module überwiegend innerhalb der Fertigungsanlage anfällt und hier deutlich einfacher recycelt werden kann. Ebenso lassen sich nach Fertigstellung des Gebäudes einzelne Gebäudeteile entfernen und an anderer Stelle neu einsetzen. Diese Wiederverwertung von Bauelementen schont Ressourcen. 

Kosten des modularen Bauens

Ein im Zusammenhang mit der Modulbauweise häufig genannter Vorteil ist die Kostenersparnis. Verschiedene Untersuchungen hinsichtlich modularer Bauten im Geschosswohnungsbau belegen jedoch, dass Modulbauten heute nur unwesentlich günstiger sind als Individualbauten. Für eine nennenswerte Kostenersparnis bedarf es Skaleneffekte, die durch die serielle Produktion von Modulen entstehen. So lassen sich die Herstellungskosten mit jeder zusätzlich produzierten Einheit reduzieren, was den Wohnungsneubau weiter ankurbelt. Ob sich diese Skaleneffekte künftig erreichen lassen, ist trotz steigender Relevanz modularen Bauens noch nicht abzusehen.

Fest steht auch, dass die Modulbauweise allein nur einen Teil der Antwort auf die Wohnungsknappheit liefern kann. Eine Lockerung der Bauvorschriften, schneller Bauverfahren oder steuerliche Anreize liefern hier ebenso wichtige Bestandteil der Debatte.

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Theresa Bruns - Comobau

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