Trommeln gehört zum Handwerk. Sie können Ihre Leistung nur verkaufen, wenn Dritte sie erfahren und wahrnehmen können. Wie soll man Sie aber in der Masse der zigtausend Planungsbüros wahrnehmen? Die Chancen steigen, wenn Sie etwas anders machen als der Rest – und sozusagen eine Geschichte erzählen. Die kann von Ihnen erzählen, von Ihrer Dienstleistung, von Ihren Kollegen oder von allem ein bisschen. Drei Kollegen machen vor, wie man sich positioniert und das in einer guten – authentischen – Geschichte (auch optisch) rüberbringt.
Karin Klein – das Münchener Original
So konsequent heimatverbunden, gepaart mit einer Portion „crazyness“, hat sich wohl noch kein Architektur- oder Ingenieurbüro der Öffentlichkeit (und Kollegen) im Web präsentiert. Während sonst eher kühle Hochglanzfotos Websites befeuern und Referenzen abbilden, ist bei Karin Klein alles anders. Man könnte es „ursprünglich“ nennen oder halt „typisch boarisch“. Denn der Bayer war seit jeher ein aufmüpfiger Geselle, der sich dem Mainstream entgegenstellt.
Klein hat das mit Ihrem Team buchstäblich auf die Spitze getrieben. Sie setzt das in ihrer Schriftsprache fort. Nicht nur auf der Website sondern auch in E-Mails favorisiert sie eine klare Ansprache, vom „O-Ton Bayerns“ geprägt. Ein reiner Akt der Selbstdarstellung ist das nicht, es ist halt ihre Art, es ist authentisch.
Den Auftraggebern scheint das zu gefallen; das junge Büro ist in den ersten drei Jahren Zug um Zug gewachsen. Das wohl auch, weil Karin Klein bei aller „Crazyness“ ein gnadenloser Verfechter von qualitätvoller Arbeit der Planungsbeteiligten und Bauausführenden ist. Gleichgesinnte Partner versucht sie, über Events zu finden, die bei minga Architekten (Vorsicht Englisch) „Open office Specials“ heißen und in den Büroräumen stattfinden. Klein setzt also auch in Zeiten der Digitalisierung auf den persönlichen Kontakt. Die Titel der Events „Hirnschmalz trifft Herzblut“ oder „Servus Absolventen!“ sprechen wieder für sich, sie sind ein Teil der Story von und über Karin Klein.
Stefan Scholz und sein Zinshaus
Genau das Gegenteil ist Stefan Scholz vom „Zinshaus“. Sowohl was die Person als auch die Story, das Geschäftsmodell anbetrifft. Aber alles hat wohl seinen Ort, hier Hamburg. Maximale Seriosität gepaart mit maximaler Transparenz scheint die Devise des Architekten zu sein. So will er Grundstücksinhaber oder Anleger finden und davon überzeugen, dass sie bei ihm (als Architekt) bestens aufgehoben sind, um mit seiner Hilfe ein Grundstück für ein Zinshaus zu finden oder mit auf dem eigenen, schon vorhandenen Grundstück das „Zinshaus“ zu bauen, das ihre Altersversorgung sichert.
Seriosität hat dabei höchste Priorität. Diese spiegelt sich darin wider, wie Scholz das Nutzenversprechen, „sein Geschäftsmodell“ den potenziellen Auftraggebern erklärt. Transparenz und Nachvollziehbarkeit wird groß geschrieben. Über E-Books, Webinare, Coaching-Gespräche, „Inner Circle“-Treffen etc. klärt er Interessenten auf und führt sie Schritt für Schritt näher an das „Zinshaus-Thema“ heran. Auch sein Büro ist stark gewachsen und scheint noch nicht am Ende. Denn Story und “Doing“ passen zueinander, überzeugen einfach.
Spaett Architekten GmbH – Der Bau Coach
„Wir machen die Welt ein kleines Stückchen schöner“. Nein, das Motto von Spaett Architekten aus Konstanz ist es nicht, was das Büro in punkto Storytelling zum Vorreiter erhebt. Es ist die Kombination, wie das Büro seine Dienstleistung im Web und in den sozialen Medien darstellt. Das ist stimmig, das hallt nach. Man kann Projekten „beim wachsen und werden“ zusehen, das Bürovideo gibt einen Einblick in den Büroalltag. Und dann ist da noch der Вau Coach, in dem das Büro in einer ganzen Serie von Videos zentrale – mit dem Planen und Bauen zusammenhängende – Fragen oder Dienstleistungen erläutert. In einer Sprache, die auch der Baulaie versteht. Von der Bauvoranfrage über das Aufmaß bis zum Bauzeitenplan – die Leistung eines Architekten oder Fachplaners wird dadurch transparent. In einer Art und Authentizität, wie man das bisher seltenst erlebt hat.
Das Büro konzentriert sich in seiner Video-Aufklärungsserie vor allem auf den Ein- oder Mehrfamilienhausbau. Zielgruppe ist also der „private Bauherr“. Warum Ähnliches nicht im gewerblichen Bereich oder bei Ingenieurleistungen versuchen? Hier können Sie noch Maßstäbe setzen und Ihr Büro in einer ganz neuen Art präsentieren.
Fazit
Ja, es ist schon was dran. Storytelling ist ein Begriff, der schon etwas Staub angesetzt hat und auch ziemlich elitär daherkommt. Aber es ist wie überall im Leben. Es kommt drauf an, was man(n) oder Frau daraus macht.
Lassen Sie sich von den drei vorgestellten Büros inspirieren. Setzen Sie sich dann mit Ihrer Mannschaft zusammen. Überlegen Sie, was Ihr Büro von anderen abhebt, was es speziell macht. Das ist der Anfang Ihrer Story. Nur Mut. Es gibt nichts Gutes außer man tut es.