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Holzbau boomt: Was bedeutet dies für Architekten?

von | 22. Apr. 2021

Holz gilt als Material der Zukunft: nachwachsend, CO2-neutral, recyclingfähig und angesagt bei Häuslebauern wie Projektentwicklern. In der Architektur manifestiert sich der Trend in Holzbau-Preisen und Fachkongressen. Und auch die wirtschaftlichen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Holzbau ist der aktuell am stärksten wachsende Bereich der Baubranche, 2020 legte er um 13,6% zu. Doch was bedeutet das für die Planungspraxis von Architekten und Ingenieuren?

Trend Holz-Architektur

Im Bauen mit Holz sehen viele Experten die beste Möglichkeit, die katastrophale CO2-Bilanz der Bauwirtschaft zu verbessern. Diese ist in Europa für rund 40 Prozent des Material- und Energieverbrauchs verantwortlich. Beton allein verursacht weltweit bis zu 8 Prozent des CO2-Ausstoßes. Und so entstehen immer mehr Vorzeigeprojekte, die den Betonanteil der Gebäude so niedrig wie möglich halten wollen. Mehrgeschossige Wohn- und Bürogebäude machen von sich reden, etwa das Studentenwohnheim Woodie und das Holz-Hybrid-Hochhaus Roots in Hamburg oder das Wohnhochhaus Skaio in Heilbronn.

Die Liste der Vorteile, die Holzarchitektur mit sich bringt, ist lang: Der Werkstoff ist klimafreundlich, leicht und flexibel einsetzbar. Er wirkt ausgleichend auf Raumfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen. Der hohe Vorfertigungsgrad von Bauelementen und die weitgehend trockene Bauweise verkürzen die Zeit auf der Baustelle und führen zu deutlich weniger Mängeln und damit geringeren Haftungsrisiken als konventionelle Bauweisen.

Herausforderungen für Architekten und Ingenieure

Doch es gibt auch etliche Hürden gerade für Architekten und Ingenieure. Vielfach fehlt es noch an Wissen über den Rohstoff, nicht nur bei den Planern, sondern auch auf Seiten der Bauherren und Behörden. Die Umgewöhnung nach Jahrzehnten mit Beton fällt vielen erstmal schwer. Genehmigungsverfahren laufen vielerorts schleppend, und auch die Landesbauordnungen sind noch nicht alle dem aktuellen Stand der Technik angepasst. Etliche Initiativen versuchen, das Wissen zum Bauen mit Holz in die Breite zu tragen, unter anderem mit kostenfreien Seminaren (siehe unten).

Für Architekten erhöht das Bauen mit Holz zunächst den Planungsaufwand. Die Vorfertigung erfordert deutlich früher als beim konventionellen Bauen eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Bauprozess. Planer müssen die Fertigung der Bauelemente, deren Transportlogistik und Montage berücksichtigen. Zudem verlangt das Thema Bauteilfügung eine besondere Aufmerksamkeit, denn Brandschutz, Schallschutz, Feuchte- und Wärmeschutz werden fast immer von Rohbau- und Ausbauelementen gemeinsam geleistet. Architekten bzw. Bauingenieure sollten den erhöhten Aufwand bei der Honorarvereinbarung für die frühen Leistungsphasen einpreisen.

Neue Projektorganisation sinnvoll

Ein Problem, das sich oft erst in der Praxis zeigt: Die übliche Trennung von Planung und Ausführung führt dazu, dass die notwendige Holzbaukompetenz zu spät in den Planungsprozess eingebunden wird. Dadurch ist nach der Vergabe meist ein Re-Design notwendig – Aufwand und Projektdauer steigen damit unerwartet.

Hierfür gibt es zwei Lösungsansätze: Architektur- und Ingenieurbüros können entweder selbst umfassendes Knowhow und Erfahrung im Bauen mit Holz aufbauen, ähnlich den Holzbauingenieuren, wie sie in der Schweiz verbreitet sind; alternativ lässt sich ein spezialisierter Berater hinzuziehen. Die zweite Möglichkeit liegt in einer angepassten Projektorganisation: Erfolgt die Vergabe des Holzbaus schon in einem frühen Planungsstadium, können ausführende Firmen ihre Expertise rechtzeitig einbringen. Spätere Umplanungen lassen sich so vermeiden.

Neben organisatorischen Problemen liegen etliche Herausforderungen im Rohstoff selbst. Zu den meistdiskutierten Themen zählt der Brandschutz. Holzkonstruktionen haben zwar generell eine hohe Standfestigkeit und Tragfähigkeit bei Bränden (im Gegensatz zu Stahl, der bei Hitze weich wird). Die Brandschutzvorschriften sind jedoch gerade bei höheren Gebäuden oft noch sehr restriktiv, weshalb hier Holz-Hybrid-Bauten überwiegen. Wer als Architekt, Ingenieur oder Bausachverständiger umfangreiche Leistungen im Bereich Brandschutz erbringt, kann seine Haftungsrisiken mit einer Berufshaftpflichtversicherung speziell für den vorbeugenden Brandschutz absichern.

Auch der innere Schallschutz stellt beim Bauen mit Holz besondere Herausforderungen dar. Hier ist es wichtig, die Möglichkeiten und Grenzen aktueller Lösungen zu kennen. Denn gerade Bauschäden, die aus bauakustisch fehlerhafter Planung resultieren, sind äußerst kostspielig.

Die Kür: Langlebige Architektur und Kreislaufwirtschaft

Eine Frage, die im deutschen Holzbaus in Deutschland noch offen ist, lautet: Lässt sich mit nachhaltiger, regionaler Forstwirtschaft überhaupt ein rapide steigender Bedarf an Holz für die Bauwirtschaft decken? Jeder Boom hat bekanntermaßen seine Schattenseiten, und der Druck auf die deutschen Wälder wächst bereits durch den Klimawandel erheblich.

Langfristig führt daher kein Weg an einer kreislauffähigen Bauwirtschaft vorbei. Bauwerke müssen als Material-Reserve verstanden, genutzt und konzipiert werden. Holzbaustoffe lassen sich nach einem Rückbau recht unkompliziert weiternutzen. Damit sind sie im Vorteil gegenüber konventionellen Stahlbetonbauten, deren verbaute Materialien sich meist nur mit hohem Aufwand wiederaufbereiten lassen.

Und wie sieht es kurzfristig aus? „Hinterfragt Abriss kritisch“, lautet die wichtigste Forderung von Architects for Future. Denn auch Neubauten aus ökologisch nachhaltigen Materialien wie Holz oder Lehm benötigen erstmal viel Energie – in der Regel deutlich mehr als bei der Sanierung von Altbauten anfällt. Wirklich nachhaltig sind daher vor allem Architekturlösungen, die den Bestand einbeziehen und die Nutzungsdauer durch Modernisieren, Weiter- oder Umbauen verlängern. Gerade für Aufstockungen bietet sich Holz aufgrund des geringen Gewichts an und ermöglicht somit effektive Nachverdichtung oder Umnutzung.

Fortbildungsangebote

Bauen mit Holz bildet einen zentralen Bestandteil der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Aus diesem Grund gibt es etliche geförderte Fortbildungsmöglichkeiten, die Architekten und Ingenieure kostenfrei nutzen können. Hier eine Auswahl:

Immer gut beraten: Bei Fragen zur Berufshaftpflichtversicherung für Architekten und Bauingenieure kontaktieren Sie uns gern.

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